Der phönizische Meisterstreich

Originaltitel: The Phoenician Scheme |  Jahr: 2025 | Regie & Drehbuch: Wes Anderson | Tragikomödie | 105min

Nachdem Wes Anderson vor zwei Jahren mit „Asteroid City“ vielleicht seinen besten Film veröffentlicht hat, war die Freude groß, durch diverse Marketingmaßnahmen (Kinotrailer, der Algorithmus sozialer Netzwerke und Filmplakate) von seinem neuesten Kinofilm zu erfahren, bei dem wieder ein Großaufgebot von Stars zu sehen ist. Die Hauptrolle spielt diesmal Benicio del Toro, der – wie mir langläufig bekannt ist – bei einigen Menschen zu größeren ästhetischen Verzückungen führt (und den ich selbst ein-, zweimal mit Brad Pitt verwechselt hatte, was allerdings lange her ist[1]) sowie die mir unbekannte Mia Threapleton, die übrigens die Tochter der großartigen Kate Winslet ist.

Zsa Zsa Korda (Benicio del Toro) ist – um es großzügig zu umschreiben – Kapitalist und tätigt seine Geschäfte mit und gegen alle anderen, seien es Staaten, die Unterwelt, andere Unternehmer, Verwandte. Unglücklicherweise zieht dies einige Feindschaften auf sich, und so muss sich Korda diversen Attentatsversuchen, die gelegentlich in Flugzeugabstürzen münden, erwehren. Nach einer weiteren unsanften Landung erwartet er seine einzige Tochter Liesl (Mia Threapleton), die nach dem Tod ihrer Mutter in ein Kloster geschickt wurde. Nun soll sie jedoch das gewaltige Erbe von Korda antreten, was Liesl nur mit Widerwillen tut, denn erstens sind die Geschäfte des Vaters nicht ungefährlich und Leichen pflastern ihren Weg, und zweitens sind sie moralisch eindeutig fragwürdig und mit Liesls Religion nicht zu vereinbaren. Doch Korda bleibt insistierend und erläutert Liesl einen letzten großen Geschäftsplan, den phönizischen Meisterstreich, der 150 Jahre Reichtum verspricht. Allerdings muss vorher eine nicht unerhebliche Finanzierungslücke geschlossen werden. Und so reisen Liesl und ihr Vater sowie der norwegische Entomologe Björn (Michael Cera), welcher in Personalunion Hauslehrer und Adjutant von Zsa Zsa wird, durch Phönizien, fädeln Deals ein, verschenken Handgranaten (eine scheinbar landestypische Spezialität) und kommen sich als Vater und Tochter näher. „Der phönizische Meisterstreich“ weiterlesen

Asteroid City

Jahr: 2023 | Regie & Drehbuch: Wes Anderson (Drehbuch mit Roman Coppola) | Spielfilm | 106min

Was ist der wesentliche Blick auf die Welt? Was nehmen wir als wichtig an – und was ist wirklich wichtig für uns? Persönlich darf ich an dieser Stelle verraten, dass ich mich in letzter Zeit vielleicht etwas zu intensiv über wirtschaftliche Zusammenhänge auf dieser Welt informierte und obwohl diese spannend und auch sehr komplex sind, bleiben sie doch immer auch eigentümlich aussagelos und bedeutungsunschwer.
Glücklicherweise wurde ich auf den Film „Asteroid City“ hingewiesen, der mir wieder meine Augen öffnete, dass wirkliche Tiefe woanders zu finden ist, beispielsweise dort wo darüber reflektiert wird, was man eigentlich auf dem Planeten so treibt. Ganz prinzipiell ist dies auch die Frage von Wes Andersons 11. Kinofilm „Asteroid City“. „Asteroid City“ weiterlesen

Marriage Story

Jahr: 2019 | Regie und Drehbuch: Noah Baumbach | Tragikomödie | Länge: 137 min

Ein letztes Mal schreiben sich der Theaterregisseur Charlie Barber (Adam Driver) und die Schauspielerin Nicole Barber (Scarlett Johansson) auf, was sie am jeweils anderen Lieben. Doch Nicole bringt es nicht mehr fertig den Text ihres Noch-Ehemanns anzuhören, oder gar ihre Zeilen vorzulesen, so wie es der Eheberater vorschlägt. Die Ehe ist am Ende und es geht daran, deren Überreste zu regeln. Da ist in erster Linie der gemeinsame Sohn Henry (Azhy Robertson). Nicole nimmt ihn mit nach Los Angeles, wo sie in einer Pilotserie ihre Schauspielkarriere außerhalb des Theaters neu aufleben lassen will. Charlie ist darüber entsetzt, empfand er doch die Familie als in New York ansässig, wo sein neustes Stück auf dem Broadway gezeigt werden soll. Wie kann man das vernünftig regeln, wie kann man sich einigen, ohne die letzte Reste von Sympathie füreinander zu verlieren und vor allem das eigene Kind zu schützen? Doch wie stark ist eine Liebe im Zerfallen, sind die eigenen Überzeugungen, dass auch der andere eine konstruktive Lösung erreichen möchte? So engagiert Nicole die Anwältin Nora Fanshaw (Laura Dern) und mit ihr dringen systemische Zwänge in die Lösungsmöglichkeiten. Charlie wird gedrängt ebenso einen Anwalt zu nehmen und versucht es erst beim resoluten Jay Marotta (Ray Liotta), später beim ruhigen Bert Spitz (Alan Alda). Doch schnell wird klar, die Anwälte werden gut verdienen, die Fragen, wo und mit wem der Sohn wohnen wird, wird anhand ihrer Argumentation entschieden werden. „Marriage Story“ weiterlesen