Boston Strangler

Jahr: 2023 | Regie & Drehbuch: Matt Ruskin | Thriller | 112min | Boston in den 1960er Jahren

Früher unterschied man gern zwischen Kino- und Fernsehfilmen. Das vermeintlich gehaltvollere Produkt mit dem größeren Budget wurde erst im Kino gezeigt und kam dann irgendwann mal ins Fernsehen. Dieses Medium wollte aber nicht so lange auf alle Kinofilme warten und produzierte gern auch mal eigene Sachen (den wohl hübschesten Namen dafür hat das ZDF mit dem „Kleinen Fernsehspiel“ erfunden). In der neuen Welt der Streaminganbieter hat sich das Gewicht nun etwas verschoben, denn sowohl Kino als auch Fernsehen leiden etwas unter dem Internetzeugs. Die finanzstarken Streaminganbieter produzieren nicht nur eigene Serien, sondern auch Filme. Wenn diese besonders teuer sind, werden auch einige Filmrollen ins Kino geschickt, aber der wichtigste Punkt ist, die eigenen Konsumenten beim Internetabspieldienst zu erfreuen. „Boston Strangler“ weiterlesen

Maggie Moore(s)

Jahr: 2023 | Regie: John Slattery | Drehbuch: Paul Bernbaum | Thriller | Länge: 99min

Jordan Sanders (Jon Hamm) versucht mit seinem Leben klarzukommen, dass er nun ohne seine verstorbene Frau führen muss. Als Polizeichef einer Kleinstadt muss er sich mit einem neuen Mordfall auseinandersetzen, der vor allem eine Kuriosität ist, es ist der zweite Todesfall einer Maggie Moore innerhalb von wenigen Tagen. Schnell scheint der Ehemann der ersten Toten Maggie Moore, Ja (Micah Stock) verdächtig, doch insbesondere dessen ehemalige Nachbarin Rita Grace (Tina Fey) gerät ins Visier von Sanders.

Maggie Moores ist eine nett dahinplätschernde Thrillerunterhaltung mit nur gering überraschendem Plot, aber einer angenehmen Atmosphäre und mit Tina Fey und Jon Hamm, zwei sehr sympathischen Schauspielern.

Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen

Originaltitel: „Side Effects“ | Jahr: 2013 | Regie: Steven Soderbergh | Drehbuch: Scott Z. Burns | Thriller | 106min

Einige Aspekte im Leben, sind Fragen des Timings. So zum Beispiel beim Erzählen von Geschichten. Es kommt ein klein wenig darauf an, wann bzw. an welcher Stelle, die Geschichte, wie erzählt wird. Das gilt nicht nur in diesem Blog, dessen vorherrschende Textstruktur, Sie, spitzfindiger Leser, sicher längst durchschaut haben und bei Ihnen eher ein müdes Lächeln hervorruft.[1] Das gilt eigentlich für alle Erzählungen, angefangen vom Witz, der ohne Pointe nicht existieren könnte, bis zum Krimi, bei dem man tunlichst am Anfang nicht verraten sollte, wer der Mörder ist (oder wenn man es doch tut, wie bei „Columbo“, dann muss die Fragestellung verlagert werden, im Fall von „Columbo“ auf die Frage, wie der Mörder seine Tat ausführte). Timing so könnten wir uns dem Thema weiter annähern, ist daher die Frage, wann man eine Perspektive der Erzählung ändert oder weitere Fakten einbaut, die der Geschichte eine neue Wendung geben.
Die Frage des gut eingesetzten Timings ist auch für den Thriller, dem etwas weitläufigeren Bruder des Krimis, von existentieller Relevanz, denn wie der Name schon sagt, soll er einen „Thrill“ erzeugen. Im Action-Thriller wird dieses Problem gern durch unrealistisch inszenierte Verfolgungsjagden oder ähnliches inszeniert (zu meiner großen Freude in den Lebensjahren 13 bis 28). Man kann den Thrill aber auch durch eine Erzählung erreichen, die Spannung und Unvorhergesehenes beinhaltet. Thriller der letzten Dekaden bauen dabei sehr gern einen „Twist“ ein, also eine Drehung des Geschehens, aus der dann entweder nochmal Spannung aufgebaut wird, oder sie basteln den „Twist“ am Ende der Handlung ein, um den Geschehen eine neue Perspektive zu geben (wie z.B. in „The Sixth Sense“). Einen guten Thriller macht daher aus, dass irgendwann die Perspektive zugunsten von entweder mehr Spannung oder einer Epiphanie kippt (oder beidem zugleich).
Steven Soderbergh, der mich immer wieder überraschen kann, in der Form und Vielfalt, wie er Filme macht, legte 2013 mit „Side Effects“ einen Thriller vor, bei dem genau das gerade beschriebene vorgehen reichlich angewendet wird. „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ weiterlesen

Dein Zuhause gehört mir

Originaltitel: „Hogar“ | Jahr: 2020 | Regie & Drehbuch: Alex und David Pastor | Thriller | 103min | Location: Barcelona

Manchmal durchstöbert man die Angebotsauswahl seines Streaming-Film-Anbieters, während der Algorithmus des Anbieters einen als Nutzer viel besser durchstöbert und siehe da, man findet einen Film, den man gern mal sehen würde. In meinem Fall lag die Motivation darin, dass ich den Hauptdarsteller Javier Gutiérrez neulich in „El autor“ sah und er mich dort durchaus beeindruckte.

In „Dein Zuhause gehört mir“ (dessen deutsche Übersetzung es mit dem einfachen spanischen Wort-Titel „hogar“ [für das Heim, das Zuhause oder auch den Haushalt] nicht aufnehmen kann) erleben wir Javier Gutiérrez als mittlerweile erfolglosen Werbedesigner, dessen beste Tage weit hinter ihm liegen. Die Familie, bestehend aus seiner Frau Marga (Ruth Díaz) und dem übergewichtigen Sohn Dani (Christian Muñoz) erkennen die finanziellen Realitäten aber besser als Familienvater Javier. Doch es lässt sich nicht ändern, die große Wohnung mit dem wundervollen Blick über Barcelona kann nicht mehr gehalten werden, denn sämtliche Bewerbungsgespräche von Javier laufen erfolglos. Die Familie zieht in ein bescheideneres Heim, aber Javier kann von seinem alten Leben nicht lassen und beobachtet die neuen Mieter, den Manager Tomás (Mario Casas), seine Frau Lara (Bruna Cusi) und Töchterchen Mónica (Iris Vallés). Und aus dieser Beobachtung entspinnt Javier eine Idee. „Dein Zuhause gehört mir“ weiterlesen

Lou

Jahr: 2022 | Regie: Anna Foerster | Thriller | 109min |

In den letzten Monaten hatte ich das große Glück viele gute Filme sehen zu können und ich kann mich nicht mehr an einen negativen Ausrutscher erinnern, also einen Film, der wirklich richtig schlecht war. Die Zeiten sind nun dank „Lou“ vorbei.

Auf den verlassenen Orcas Islands vor der Westküste des US-Bundesstaates Washington bahnt sich ein kräftiger Sturm an. Die mürrische und alleinlebende Lou (Allison Janney) bereitet letzte Dinge vor, die in ihrem Ableben enden sollen, doch in der Nachbarschaft wird die kleine Vee (Ridley Asha Bateman) von ihrem Vater (Logan Marshall-Green) entführt und die verzweifelte Mutter Hannah (Jurnee Smollett) wendet sich an Lou, um die Polizei zu informieren. Doch die schon gebrochen wirkende Lou erinnert sich ihrer Einzelkämpfer-Ausbildung und sie und Hannah eilen Entführer und Kind hinterher. „Lou“ weiterlesen

Fractured

Jahr: 2019 | Regie: Brad Anderson | Drehbuch: Alan B. McElroy | Thriller | Länge: 100min

Im Zuge des Aufholprogramms „Filmschauen 2022“ habe ich neulich Brad Andersons Thriller „Fractured“ geschaut. In diesem Thriller aus dem Jahr 2019 gerät Vater Ray Monroe (Sam Worthington) in eine Notsituation. Seine Tochter (Lucy Capri) fällt in eine Baugrube. Ray springt hinterher, doch alles scheint halb so schlimm. Trotzdem möchte seine Frau Joanne (Lily Rabe) schnell ins Krankenhaus, um Lucy untersuchen zu lassen. „Fractured“ weiterlesen

The Stranger

Jahr: 2022 | Drehbuch & Regie: Thomas M. Wright | Thriller | Länge: 117min

Wenn man sich zum Ziel setzt noch ein paar Filme des Jahres aufzuholen, dann eignet es sich ganz gut die Beiträge der großen Filmfestspiele anzuschauen. „The Stranger“ lief dieses Jahr in Cannes, auch wenn es dort nur in der Kategorie „un certain regard“ eingeordnet wurde, einer Reihe, die man quasi als die Independent Kategorie der Goldenen Palme bezeichnen kann. „The Stranger“ weiterlesen

Windfall

Jahr: 2022 | Drehbuch & Regie: Charlie McDowell | Länge: 92min | Thriller

In einer abgelegenen Villa in Kalifornien macht sich ein Niemand (Jason Segel) daran wertvolle Dinge zu stehlen. Doch seine Tätigkeit wird durch die unerwartete Rückkehr des Besitzers, eines sehr wohlhabenden CEOs (Jesse Plemons) und seiner Frau (Lily Collins) gestört. Der Räuber versucht unerkannt zu flüchten, wird aber entdeckt und damit wird dieser Überfall zwischen den drei Menschen ausgehandelt. „Windfall“ weiterlesen

Zodiac – Die Spur des Killers

Jahr: 2007 | Regie: David Fincher | Drehbuch: James Vanderbilt |Länge: 158min | Krimi | Location: San Francisco Bay Area

Kinoabende können sehr motivierend sein. Nachdem sehr angenehmen Abend mit Vertigo von Hitchcock im Rahmen der kleinen Filmakademie, bin ich auf den Geschmack gekommen, Krimis zu schauen, oder noch besser Hitchcock Krimis! Da meine Haus und Hof Filmanbieter aber keine Krimis des Genre Großmeisters im Angebot hatten, bin ich bei „Zodiac – Die Spur des Killers“[1] gelandet, dessen Verbindung zu Vertigo allerdings in der Location liegt, denn beide Filme spielen in San Francisco. „Zodiac – Die Spur des Killers“ weiterlesen

No Sudden Move

Jahr: 2021 | Regie: Steven Soderbergh | Drehbuch: Ed Solomon | Thriller | Länge: 116min | Location: Detroit in den 1950ern

Erst letztlich habe ich erwähnt, dass den Filmen in letzter Zeit ein Hang für die Implementierung des Setting in den 1950er und 60er Jahren haben. Mit Steven Soderberghs „No Sudden Move“ haben wir ein weiteres Beispiel dafür, er entführt uns ins Jahr 1954 in die Autostadt Detroit.
Der gerade aus dem Gefängnis entlassene Curt Goynes (Don Cheadle) wird gemeinsam mit Ronald Russo (Benicio del Toro) für einen „Babysitting Job“ angeheuert. Da die beiden Kriminelle sind bedeutet Babysitting, dass sie die Familie von Buchhalter Matt Wert (David Harbour) als Geiseln halten, während dieser ein wichtiges Dokument aus dem Safe seines Chefs stibitzen soll. Der dritte Mann bei dieser Geiselnahme ist Charley (Kieran Culkin), der jedoch am Ende des Einsatzes merkwürdig von den ausgemachten Regeln abweicht. Fortan eskaliert die Lage, Goynes und Russo sehen sich nicht nur mit den Ermittlungen der Polizei in Person von Detective Joe Finney (Jon Hamm) ausgesetzt, sondern es steht zu befürchten, dass die halbe Unterwelt hinter den beiden her ist, wie beispielsweise Gangster Frank Capelli (Ray Liotta). „No Sudden Move“ weiterlesen