Jahr: 2017 | Regie & Drehbuch: Noah Baumbach | Tragikomödie | 110min | Location: New York
Zur Recherche über den Film „Weißes Rauschen“ suchte ich die Filmografie von Noah Baumbach ab. Da fand sich neben „Frances Ha“ oder „Marriage Story“, die ich beide schon sah und überzeugend fand, auch eine ganze Reihe weiterer Filme. Das übermächtige Netflix erinnerte mich gar daran, dass Baumbachs 2017er Werk „The Meyerowitz Stories (New and Selected)“ auf meiner Watch-List steht. Wenn das keine Play-Aufforderung ist!
Die Meyerowitz sind keine wirklich zusammenhängende Familie, ihnen ist die Verästelung des Patchworks zu eigen und dies scheint sich über Generationen hinwegzuziehen. Das Alphamännchen der Sippe ist Harold Meyerowitz (Dustin Hoffman), ein mittlerweile kaum mehr bekannter Bildhauer (einst aber mit Anerkennung und Prestige), der zusammen mit seiner 3.Frau Maureen (Emma Thompson) in New York lebt. Maureen, die eher dem Alkohol zuspricht, hatte selbst keine Kinder, Harold aber deren drei. Danny (Adam Sandler) und Jean (Elizabeth Marvel) aus seiner ersten Ehe und Matthew (Ben Stiller) mit seiner zweiten Frau. Matthew ist ein erfolgreicher Vermögensberater, lebt in Los Angeles und lässt sich kaum noch bei seinem Vater blicken. Jean ist eine mysteriöse Frau, die unscheinbar und allein zu sein scheint, aber wenn der Vater ruft, stets einsatzbereit ist, was auch auf Danny zutrifft. Seine Tochter Eliza (Grace Van Patten) macht ihre ersten Schritte im College. Für Danny ist dies ein großer Einschnitt im Leben, denn nachdem er niemals wirklich gearbeitet hat, eine Karriere als Musiker nicht zustande kam in seinem Leben und seine Frau ihn kürzlich verlassen hat, muss er nun zurück zu seinem Vater ziehen, was beide nicht als Ideallösung betrachten. Bei diesem Zusammenleben stellt sich heraus, dass Harold nicht nur ein in Vergessenheit geratener Künstler ist, sondern vor allem ein egozentrischer und richtig schlechter Vater, nicht nur als seine Kinder noch klein waren, sondern auch in der Gegenwart.
„The Meyerowitz Stories (New and Selected)“ sind eine kurzweilige Familienkomödie, die sich im Handlungsverlauf immer mehr zu einem Drama entwickelt. Sie verliert jedoch nie völlig ihren Humor und zeigt uns atmosphärisch dicht, wie emotionale Bindung in einer Familie zerbrechen, aber auch eine Tiefe halten können, die nur schwer völlig zu zerbrechen ist. Es ist ein Film über Eltern-Kinder Beziehungen, die Autorität der Elternschaft und den Versuch sich gleichzeitig abzukapseln, aber doch als Familie bestehen zu bleiben. Das alles ist warmherzig und komödiantisch inszeniert, mit einem typischen New York Setting, das an Woody Allen Filme erinnert und eventuell eine Stadt portraitiert, die es so wohl nur noch in Filmen über sie gibt. Ein Familienfilm über das Erwachsenwerden, erwachsener Leute (in meinem Alter also quasi genaue Zielgruppe), kein Meisterwerk, aber mehr als nur gute Unterhaltung.