„The Wolf of Wall Street“ ist Martin Scorseses neuster Film mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle. Dieser spielt den Börsenmakler Jordan Belfort (auf dessen tatsächlicher Autobiographie der Film beruht). Jordan möchte viel Geld verdienen und startet eine Karriere als Trader von Wertpapieren. Er wird auch sogleich unter die Fittiche seines Chefs Mark Hanna (Matthew McConaughey) genommen, der ihm zahlreiche gewinnende Strategien mit auf dem Weg gibt. Doch das Glück währt nur kurz, als der schwarze Montag 1987 die Firma ruiniert. Jordan verliert seinen Job, sattelt in eine kleine Firma um und beginnt Penny Stocks (also sehr geringwertige Wertpapiere) zu verkaufen. Schnell findet er Gefallen an der Tätigkeit und sieht die Potentiale dieses Marktes und gründet sein eigenes Unternehmen „Stratton Oakment“. Er holt sich mit seinem Nachbarn Donnie (Jonah Hill) einen engen Partner ins Geschäft. Rasend steigen die Einkünfte ins fast Unermessliche, so wie auch die Auswüchse in die Welt der Drogen und des Sex, gar nicht zur Freude von Jordans sowieso schon neuer Ehefrau Naomi (Margot Robbie). Doch nicht nur Jordans Abhängigkeiten von den körperlichen Freuden seines Lebens werden für ihn immer bedrohlicher, auch das FBI schaut sich genauer die finanziellen Unternehmungen von Stratton Oakment an, was Jordan dazu bewegt sich in die Hände eines Schweizer Bänkers (Jean Dujardin) zu begeben.
„The Wolf of Wall Street“ wurde in den letzten Wochen von der Kritik reichlich bejubelt, als Scorseses bester Film seit langer Zeit. Ich kann diesem Urteil leider nicht folgen. Der Film baut gerade im Mittelteil ziemlich ab und niemals hat man das Gefühl das Erzählschema von Aufstieg und Fall würde irgendwie doch nicht so kommen, wie es eigentlich immer kommt. Dabei spielt Leonardo DiCaprio ziemlich gut, wobei ich bemängeln muss, dass DiCaprio immer wieder mal eine Rolle spielt, die Rolle aber nie für sich spricht, daher das ich immer das Gefühl habe, da spielt halt der DiCaprio. Ganz anders der kurze, aber famose Auftritt von Matthew McConaughey, als lebenstoller Scheintoter, der wie ein Spiegelbild der sich abzeichnenden Verwandlung des Haupthelden funktioniert und schon zu Beginn den Grundbaustein des Lebens in unserer marktwirtschaftlichen Gesellschaft herausarbeitet, dem Verkaufen. Denn, wer das kann, der kann das große Geld machen (es geht darum das man verkauft, nicht was man verkauft). Mit seinen fast drei Stunden Länge ist „The Wolf of the Wall Street“ zu lang geraten, zu sehr hält er sich fest an den dekadenten Auswüchsen der Haupthelden. Scorsese versucht den auch in der Öffentlichkeit nur mäßig populären Wall Street Börsianern ein böses Gesicht zu geben und den Teufel auf die Leinwand zu malen. Aber das alles scheint mir dann doch irgendwie zu einfach. Zu sehr kommt das Böse mit großem Pathos um die Ecke und hat dann natürlich Probleme mit dem guten FBI. In dieser einfachen Kategorisierung von Gut und Böse steckt dann auch mein Hauptproblem des Films. Wie viel besser ist da „Margin Call“ von Jeffrey C. Chandor, ein viel ruhigerer Film, der noch dazu thematisch die Finanzkrise beleuchtet (um die es in „The Wolf of the Wall Street“ nicht geht) und auch hinterfragt was denn da bitte immer verkauft werden soll.