Man hat ja so seine Lieblingsautoren. Von denen liest man gern alles, was sich auftreiben lässt. Günstigerweise lässt sich von Thomas Glavinic noch eine Menge auftreiben und so fällt einem sein vierter Roman „Wie man leben soll“ in die Hände. Auch wenn man der Meinung ist, dass dieses Werk nicht an die Glanzstücke seines Oeuvres ran reicht, so erfreut man sich doch an dem wie immer ausgesprochen humorvollen Ton und dem wie immer anregenden Stil der Verwendung größtmöglicher Quantität an Indefinitivpronomen, den der Autor einen präsentiert, der in diesem Fall hier nachgeäfft wird (wenngleich auf weniger hohem literarischen Niveau).09
Liest man „Wie man leben soll“ so findet man sich in der Welt des etwas zu dick geratenen Teenagers Charlie wieder, dessen Mutter wegen Alkohol-, Männer- oder anderweitiger Probleme nur wenig Zeit für ihren Sohn erübrigen kann, weshalb jener gern Ratgeber zur Hand nimmt, die ihn erklären, wie man leben soll. Damit ausgerüstet bestreitet er sein Leben und gibt dem Leser zahlreiche Tipps mit, so wie beispielsweise: „Merke: Zuweilen spielen Lebenshilfebücher miteinander Stein, Schere, Papier.“ Diese Ratschläge kann man dann bequem mit dem eigenen Leben abgleichen, was man ja aber sowieso bei jedem Roman irgendwie macht und man erhält nebenbei noch eine witzige Erzählung, der sehr angenehm unterhält und die Jugend in den 1990er Jahren wiederaufleben lässt. Ach, wenn man doch nur in den 1990er Jahren groß geworden wäre!