Es gibt Serien, die möchte man sofort nach dem Ende nochmal schauen. So auch die erste Staffel von „True Detective“. Das hat zwei Gründe, erstens viel es mir etwas schwer Matthew McConaughey im „texanischen“ Original zu verstehen, zweitens ist die Serie ein acht Folgen langes, filmisches Meisterwerk.
Bei „True Detective“ haben wir es mit einer Mini-Serie zu tun, die man genauso gut also als achtstündigen Film bezeichnen könnte. Verantwortlich waren der Drehbuchautor Nick Pizzolatto und Regisseur Cary Joji Fukunaga.
Ein Fall aus dem Jahr 1995 wird wieder aufgerollt. Ein Ritualmord wurde an der Prostituierten Dora Kelly Lange verübt. Die beiden Polizisten Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson), die damals für den Fall eingeteilt waren, könnten unterschiedlicher nicht sein. Cohle ist intelligent, arrogant und ein Misanthrop erster Güte, während Hart ein Familienmensch ist, der seine Vaterrolle sehr wichtig nimmt, allerdings vor immer größere Probleme mit seiner Frau Maggie (Michelle Monaghan) tritt, aber im Allgemeinen mit Menschen ganz gut zu Recht kommt.
Die Serie handelt von der Aufklärung dieses Mordfalles aus der heutigen Rückschau, denn der Erzählrahmen spielt im Jahr 2012, als die beiden Detectives Maynard Gilbough (Michael Potts) und Thomas Papania (Tory Kittles) die Ermittlungen wieder aufnehmen und die damaligen Detectives zu Interviews einladen, allerdings unter der Warte, dass das Verhalten von Rust Cohle in den letzten Jahren einige Rätsel aufgab.
„True Detective“, dessen zweite Staffel dieser Tage in den USA anläuft (allerdings als Anthologieserie, also mit anderen Darstellern und vollkommen neuer Story), ist eine Krimiserie, die einen atemberaubenden Spannungsrahmen liefert und in ihrem Genre einen neuen Maßstab setzt. Neben den schauspielerischen Leistungen von McConaughey und Harrelson, die nicht anders als herausragend zu bezeichnen sind, ist jede Folge höchst abwechslungsreich und öffnet immer wieder neue Horizonte auf eine sich wechselnde Handlung. Dazu kommt ein wunderbares Spiel mit der Serienstruktur, die sich im Laufe der Staffel ändert. Besonders macht „True Detective“ aber, dass die Dialoge der Serie eine fast schon einzigartig hohe Qualität haben. Man hat dauernd das Gefühl, hier wurde ein tiefschürfender Roman in einzigartige Bilder umgeformt, der nuanciert über das Leben philosophiert. Selten ist es einer Serie so gelungen, den Verlauf der Zeit darzustellen wie hier. Nicht nur die Maske leistet hier außergewöhnliche Arbeit, in dem man den Hauptdarstellern die 17 Jahre des Handlungsrahmens ansieht, auch diese selbst spielen ihre Charaktere beispiellos. Wie Harrelson den nachdenklich gewordenen Ermittler gibt ist genauso atemberaubend wie McConaugheys Darstellung des immer am Rande des Wahnsinns stehenden Rust Cohles, dessen Misanthropie auch durch zunehmenden Alkoholgenuss nicht geringer wird. Ebenso das Setting in den stets ungemütlich wirkenden Weiten von Louisiana beeindruckt, zumal wir es bei „True Detective“ mit einer per se ländlichen Umgebung zu tun haben, die aus dem sonst meist urbanen Rahmen von Serien mit ausführlich dargestellten Handlungsorten ausschert (von der Atmosphäre ähnelt es eher „Fargo“, obwohl es klimatisch genau am anderen Ende der USA spielt). Wer also spannend, tiefschürfend, optisch eindrucksvoll und schauspielerisch bemerkenswert unterhalten werden will, dem sei die erste Staffel von „True Detective“ ans Herz gelegt, eine bessere Serie wird so schnell nicht kommen.