Im nun auch meteorologisch durchbrechenden Sommer sind Bücher die in eben dieser gerade stattfindenden Jahreszeit handeln, mit besonderem Genuss zu lesen, ob nun auf Wiesen, in Bädern, Bänken oder sonst wo. Wolf Haas 2018 erschienener und wohl autobiographisch geprägter Roman „Junger Mann“ entführt uns in den Sommer 1974 in eine Gegend des Salzburger Landes, die von der Landeshauptstadt durch einen größeren Zipfle Deutschland getrennt wird, den man das deutsche Eck nennt (es handelt sich um die Gegend um Berchtesgaden). Der hier beschriebene junge Mann ist mit 12 Jahren in der Pubertät angekommen und hat einen Sommerjob an der lokalen Tankstelle angenommen, als er zwei elementare Dinge in seinem Leben feststellt; erstens ist er zu dick und muss dringend abnehmen und zweitens hat er sich gerade zum ersten mal verliebt, allerdings in die Elsa, der Freundin von Tscho. Dieses junge Pärchen ist schon in den 20ern und während der Tscho als Fernfahrer immer mal wieder nach Teheran aufbrechen muss, bleibt die Elsa zu haus und freundet sich mit dem namenlosen jungen Mann (gleichzeitig der Ich-Erzähler des Romanes) an.
Als bekennender Wolf Haas Fan (mit einer gewissen Selbstverständlichkeit möchte ich dem Leser dieser Zeilen entgegenschmettern – alles gelesen!) ist „Junger Mann“ ein fast schon ungewöhnliches Buch, weil es eine gewöhnliche Erzählstruktur hat (im besonderen Gegensatz zum großartigen „Wetter vor 15 Jahren“ oder dem ewigen Rätsel, wer den bitte der Erzähler der Brenner-Romane ist). Dafür entfaltet sich auf den 240 Seiten eine atmosphärische Geschichte, die weit über die Freiheit des guten Wetters, des problemlosen Draußen-Seins (also all dessen was mit dem Sommer zu tun hat) usw. hinausgeht, in welcher der Sommer aber die perfekte Kulisse abgibt (sind es nicht die Sommer, an die wir uns besonders im Leben erinnern und wir vielleicht auch verklären, so wie wir dazu neigen das Schöne zu verkitschen?). „Junger Mann“ jedenfalls ist ein Roman, darüber wie ein Teenager mit sich kämpft, um der Welt zu zeigen, wie er wirklich ist (nämlich dünn und lässig), er ist aber auch eine (vielleicht sogar zwei oder drei) Liebesgeschichte, eine Familiengeschichte und ein Roadtrip in einem, also kurz einfach alles, was in einen perfekten Sommer hineinpasst. Sollten Sie, geneigte Leser, ein Buch für die Wiesen, Bäder und Bänke des Sommers haben wollen, dann sei ihnen „junger Mann“ wärmstens ans Herz gelegt.